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SinnBild
Jubiläums-Ausgabe Nr. 500 Merve-Verlag
2022: Heinz Weißflog, DNN 15. Mai

"Unter dem Titel 'SinnBild' ist in diesem Jahr im Merve Verlag Leipzig ein kleines, aber feines Buch des Dresdner Grafikers Jochen Stankowski anlässlich seiner 50-jährigen Mitarbeit als Gestalter des renomierten Verlags erschienen. In dessen Repertoire finden sich Veröffentlichungen von vor allem linksliberalen Philosophen, Sozialwissenschaftler, Soziologen, Historikern, Psychologen und Schriftstellern, deren Texte im handlichen Format und in gewohnter sachlicher und nüchterner Ausstattung repräsentiert werden.

Grundlage für die Gestaltung des Buches ist ein konstruktives Konzept aus Linien und Flächen, das im gewissen Sinne Deutungen oder eine auf den Punkt gebrachte, assoziativ betonte Zusammenfassung darstellt. Optisches wird zum Zeichen des Gedankens, das Stankowski in dem vorliegenden 500. Buch aus Sentenzen und Sinnsprüchen von bedeutenden Persönlichkeiten der geistigen und wissenschaftlichen Welt komprimiert. Dem Prinzip folgend, "Ich wollte immer schon sehen, was ich denke" (in seinem 2019 erschienenen Rückblick, 'Visuelle Memoiren') drückt sich darin ein Bekenntnis zum Konstruktivismus, seiner mathematisch-reduzierten Bildform in einer Art 'Visuelle Poesie' aus.

In dem Buch sind die formulierten Gedanken Ausgangspunkt für die Form des Bildes. Ihr Sinn vermittelt originell zwischen Sprache und Kunstwerk. Dabei entsteht beim Zusammenwirken zwischen Bild und Sprache ein anschauliches Gesamtbild (links Text, rechts das Bild), in dem virtuelles (die Vorstellung) und reales Bild eine geistige Substanz ergeben. Es handelt sich aber nicht um Illustrationen, sondern vielmehr um fantasiereiche Abstraktionen von den in der Sprache enthaltenen Bildlichkeiten.

So verwendet Stankowski Aphorismen, geflügelte Worte und Epigramme von Albert Einstein, Sigmund Freud, Karl Jaspers, Byun Chul Han, Novalis, Adolf Hölzel, Sören Kierkegaard, Martin Luther und vielen anderen. Ein markanter Aphorismus stammt von Karl Jaspers: "Die Zukunft ist als Raum der Möglichkeiten der Raum unserer Freiheit." Mehrere Quadrate ergeben dabei in der perspektivischen Verkürzung und durch ihre gestaffelten Grauwertigkeiten einen sich öffnenden Raum, in den durch ein weißes Trapez das Licht einbricht. (Abb. oben)

Stankowski nutzt den Aha-Effekt bildnerischer Raffinesse, um den Betrachter suggestiv an seine Gedankenwelt heranzuführen. Im Buch "vereinen sich die Künste für das Auge mit den Künsten des Gedankens" (Bolzano 1840)."


Fünfzig Jahre Merve heißt immer auch zugleich und untrennbar fünfzig Jahre Jochen Stankowski; welcher sich und den Verlag mit fünfzig SinnBildern beschenkt, die die Breite und Tiefe seines Werkes in aller, ja, Schönheit, belegen, denn »Erinnerung ist Gegenwart«, woran wir in und mit diesem Buch selbst erinnert werden. (Jochen Stankowski, 'SinnBild', Merve Verlag Leipzig 2022, 5 Euro)