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Merve

Skizzen - Linien zu Formen
Auszüge aus Skizzenbüchern
Merve Verlag, Berlin-Leipzig, 1988

Verwandlung - Linien zu Formen; Bewegung macht Veränderung zueinander und auseinander hin zu Empfindungen

Den Autoren und Freunden
des Verlages überreicht.

Format 12x17 cm
32 Seiten, 5 Euro

Dieses Heft erschien zu einer
Ausstellung im Merve-Verlag 1988.
http://www.merve.de

Lieber Jochen, Virilio schreibt heute über Dein Skizzenbuch: “Merci pour l’Abécédaire énigmatique”. (Dank für die räzelhafte Fibel.) Ein Verlegerfreund dankt mit dem Wunsch, selber bald von den Buchstaben in ein anderes Reich der Zeichen entfliehen zu können. ... Im Frühjahrswind bei offenem Fenster klappern ganz leicht die Hölzer-Bilder an der Wand. Ein warmer Ton passend zu den Vogel-Stimmen. Tausend Dank + Gruß von heute herzlich Heidi Paris, Merve-Verlegerin

In diesem Heft dokumentiere ich einige meiner Skizzen: Striche als grafisches Element / Der Ausreißer verwandelt das Ganze / Formen hängen zusammen: als Folge und als Gegenatz. Skizzen stehen am Anfang des Weges zur Ideenfindung - genauer der Formfindung - und aus ihnen werden später oft Bilder und Grafiken. Ich kann ohne den Zeichenstift in der Hand eigentlich gar nicht gestalterisch denken. Besonders inspirierend ist die Unfertigkeit, die Vorläufigkeit der Skizzen. Da gibt es immer Andeutungen oder Lücken, die noch nicht fertiggestellt wurden. Die Lücken setzen meine Phantasie in Gang für den weiteren Produktionsprozess.

Gutes Design entsteht nicht so einfach im Kopf, als eine Idee, die man hat und die dann nur noch in Material umgesetzt werden müsste. Dabei verlasse ich mich auf meine Augen. Augen haben ein eigenes Ressort im Gehirn. Das genaue Hinsehen und Beobachten ist mir eine sehr verlässliche Orientierung. Mathematische oder geometrische Zugänge kommen bei mir eher selten vor, obwohl sie im Design natürlich eine lange Tradition haben. Ihre Genauigkeit kann ich aber erst später gebrauchen, wenn die Skizze in ein Bild oder in eine Vorlage übertragen wird. Da muss natürlich alles stimmen: die Winkel, die Proportionen usw. Gleich mit einer solchen Präzision anzufangen liegt mir aber nicht. Mein Weg ist es eher, mit der Freiheit und der Offenheit der Skizze zu beginnen. So gelingt es mir besser, den Formen eine Kraft zu verleihen, die sie für ihr Überleben in der Welt brauchen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die erste Idee, die man für einen Auftrag hat, wegwerfen kann. Sie ist meistens viel zu konventionell, zu sehr den üblichen Anschauungen und Gewohnheiten verhaftet. Damit die Form etwas taugt, muss man sich aus dieser Konvention herausarbeiten. Das ist oft ein oft langer Prozess, den man durch Pausen unterbrechen sollte, muss Umwege gehen und in Sackgassen gelaufen sein. Erst ganz langsam und nach vielen Versuchen kristallisiert sich dann aus meinen Skizzen ein bestimmtes Zeichen oder eine bestimmte Form heraus. (siehe auch 'Visuelle Memoiren')

Abbildung oben: Verlegerin Heidi Paris mit mir in meiner Ausstellung im Merve-Verlag 1988.

Abbildung unten: Thomas Kapielski hatte dem Verlag das Neon-Signal M geschenkt, das mir eher als ein umgedrehtes W erscheint. Davor wurden etliche Besucher abgebildet, so auch meine Wenigkeit; daneben ein Plakat zm Erscheinen der Zeitschrift 'dry'.

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